„Ähm,
entschuldigen Sie bitte…“
„Was?“
„Ich
würde gerne etwas mit Ihnen besprechen.“
„Wo...
wo sind sie?“
„Ich
bin gleich hier. In Ihrem Kopf.“
„Wie
bitte? Sie sind in meinem Kopf?“
„Naja,
nicht wirklich – eigentlich ist nur meine Stimme in Ihrem Kopf. So
kann ich direkt mit Ihnen reden.“
„Aha.
Und was wollen Sie von mir?“
„Naja,
ich hätte gerne Ihre Seele.“
„Meine
Seele?“
„Ja.
Also wenn Sie mir die geben könnten, wäre ich sehr dankbar.“
„Wie
jetzt? Einfach so?“
„Ja,
warum nicht?“
„Und
krieg ich dafür irgendetwas angeboten?“
„Etwas
angeboten?“
„Naja,
ich dachte, man bekommt so etwas wie Unsterblichkeit oder Macht oder
überirdische Attraktivität angeboten und gibt dafür seine Seele
weg.“
„Ihr
Menschen mögt solche Dinge?“
„Manche
schon. Denke ich.“
„Ich
fürchte so etwas kann ich leider nicht anbieten.“
„Ich
weiß auch nicht, ob ich der Typ wäre, der auf ein solches Angebot
eingeht.“
„Hmm,
vielleicht könnte ich ja etwas anderes anbieten.“
„Und
was?“
„Naja,
lassen Sie mich mal nachdenken…“
„Ja?“
„Einen
Moment.“
„Und?“
„Ääh,
naja, ich fürchte, ich habe da nicht so viele Möglichkeiten. Wären
Sie daran interessiert, nie wieder Ihre Nägel lackieren zu müssen?“
„Ich
lackiere meine Nägel nicht.“
„Oh,
na gut… Wie wäre es mit der Fertigkeit, verschiedene Handcremes an
ihrem Geruch zu unterscheiden?“
„Danke,
aber ich denke nicht.“
„Hmm,
dann fürchte ich kann ich Ihnen leider nichts anbieten.“
„Aha,
na immerhin sind sie ehrlich.“
„Wieso
sollte ich Sie denn anlügen? Was wäre denn das für ein Anfang
einer Geschäftsbeziehung?“
„Ich
dachte ja nur, nach den Geschichten die ich so kenne, ist diese Art
von Händeln selten von völliger Ehrlichkeit geprägt.“
„Oh,
gut. Das ergibt natürlich Sinn. Dann biete ich Ihnen
Unsterblichkeit, große Macht und überirdische Attraktivität im
Tausch für Ihre Seele. Interessiert?“
„Ach,
vielleicht sollten Sie doch lieber bei Ehrlichkeit bleiben. Lügen
scheint nicht gerade Ihre Stärke zu sein.“
„Da
haben Sie wohl Recht. Danke für den Rat.“
„…“
„Also,
was ist jetzt? Machen wir das Geschäft?“
„Bitte?
Sie fragen mich ernsthaft, ob ich Ihnen ohne Gegenleistung meine
Seele gebe?“
„Naja…“
„Wieso
sollte ich denn auf so ein Geschäft
eingehen?“
„Sind
sie gläubig?“
„Nicht
wirklich, wieso?“
„Wissen
Sie, was die Seele ist?“
„Naja,
ich denke, so etwas wie die Essenz des Menschen, der Geist, die
Gefühle…“
„Sie
glauben also nicht an die Seele, wissen nicht genau, was sie
überhaupt ist und auch nicht, wozu sie gut ist. Woher wissen Sie
dann, dass Sie ohne sie nicht besser dran sind?“
„Jetzt
werden Sie albern.“
„Nein,
nein. Viele Menschen sind sehr zufrieden mit…“
„Halt,
halt. Wir hatten uns doch darauf geeinigt, dass Sie bei der Wahrheit
bleiben sollten.“
„Oh,
richtig. Tut mir leid.“
„Warum
wollen Sie denn überhaupt meine Seele?“
„Naja,
irgendwas muss ich doch machen. Ich kann doch nicht die ganze Zeit
bei meinen Eltern wohnen bleiben.“
„Aber
sie sind noch nicht lange in diesem Job, oder?“
„Oh
doch, ich… nein – nicht wirklich. Das ist mein erster Tag.“
„Und?
Gefällt es Ihnen?“
„Nein,
nicht wirklich.“
„Warum
machen Sie den Job dann?“
„Oh,
mein Vater und mein Großvater waren beide Seelenjäger.“
„Und
stolz auf ihren Job?“
„Mein
Großvater auf jeden Fall!. Ich glaube mein Papa mag ihn auch nicht
wirklich.“
„Und
warum machen Sie dann nicht einfach etwas anderes?“
„Was
soll ich denn sonst machen?“
„Naja,
wofür interessieren Sie sich denn so?“
„Oh,
ich mag Musik.“
„Das
ist doch schön. Können Sie nicht Muse werden oder so?“
„Muse?
Das ist doch was für Mädchen!“
„Also
bitte – wir sind im 21. Jahrhundert. Da gibt es doch auch eine
ganze Reihe weiblicher Künstler, die inspiriert werden wollen.“
„Und
dann soll ich mich um Girlgroups kümmern?“
„Das
wäre nicht so Ihr Ding?“
„Nee…“
„Naja,
aber es gibt ja auch männliche Künstler, die vielleicht ganz gerne
von…“
„Ich
soll eine schwule Muse werden?“
„Ganz
so hab’ ich das jetzt nicht…“
„Dann
könnte ich solche Leute wie Freddy Mercury, Elton John oder George
Michael inspirieren. Vielleicht manchmal sogar Robbie…“
„Ich
denke schon. Freddy und George vielleicht nicht mehr, aber die
anderen – warum nicht?“
„Das
wäre toll! Aber…“
„Was?“
„Was
wird mein Vater dazu sagen, wenn ich das Familienbusiness aufgebe?“
„Naja,
vielleicht könnte ich ja mal mit ihm reden.“
„Das
würden Sie tun?“
„Ach,
wie oft hat man schon die Chance, dafür zu sorgen, dass die Welt
mehr Musen als seelenraubende Dämonen bekommt.“
„Klasse!
Ich schicke ihn gleich vorbei!“
„Oh,
vielleicht könnte er einfach nach der Arbeit kommen. Ich denke ich
würde das Gespräch gerne rein privat halten.“
„Ah,
ja. Klar. Werde ich ihm ausrichten. Und danke, vielen, vielen Dank!“
„Ach,
und noch etwas.“
„Ja?“
„Wenn
Sie den Job bekommen, schicken Sie mir doch mal eine Kollegin
vorbei.“
„Natürlich!
Wird gemacht.“
„Danke.
Zur Zeit fallen mir nämlich wirklich nur ganz skurrile Sachen ein.“
05.02.2007
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